Spanien und seine fernen Inseln
ein jahrhundertealtes Unverhältnis
Die Kanarischen Inseln sind heute integraler, gleichberechtigter Bestandteil des spanischen Staates, (erst 1812 von dem konstituierenden Parlament (Cortes) in Cádiz beschlossen). Das Problem, das die Kanarischen Inseln mit der fernen Zentralregierung in Madrid bis dahin hatten, war, dass die königliche Politik über Jahrhunderte die Existenz der fernen Inseln nur sehr undeutlich oder gar nicht zur Kenntnis nahm. Irgendwie waren die Inseln da, wichtig für den Verkehr mit den Kolonien in Amerika, doch sie waren weder richtige Kolonien noch waren sie historische Regionen, wie die alten Königreiche von León, Navarra oder Aragón, die im spanischen Königreich aufgegangen waren. Kanarier haben sich daran gewöhnt, dass ihre Inseln immer wieder im Mittelmeer südlich der Balearen oder westlich vor der Meerenge von Gibraltar vermutet werden, weil dort ein Rahmen mit den sieben Inseln eingezeichnet ist.
Der gesetzgeberische Hobel der Madrider Zentralregierung hat im Laufe der Jahrhunderte oft zu absurden Maßnahmen geführt. Ein sinnvolles Gesetz für die "Halbinsel" ist noch lange nicht sinnvoll für die Inselchen am Rande Afrikas. In der spanischen Politik war es für die Vertreter der Kanaren immer sehr mühsam zu erklären, dass die Inseln zwar loyal zum Mutterland Spanien stehen, aber nicht Spanien sind, und dass man ihre Lage 1.000 km süd-südwestlich von Cádiz im Atlantik doch bitteschön in Betracht ziehen sollte. Hübsches Beispiel des dauernden Vergessens: Máximo, einer der subtilsten Karikaturisten der großen spanischen Tageszeitung "El País" aus Madrid, benutzt oft eine Karte Spaniens, um innerspanische Verhältnisse darzustellen. Die Kanarischen Inseln fehlen darauf so gut wie immer. Als ob sie irgendwie nicht dazu gehörten. Immer noch nicht.