Carlos Müller
Die Kanarischen Inseln
Reisen durch die Zeit

Der Künstler, von dem das Titelbild zu dem Buch stammt, ist der kanarische Maler Paco Juan Déniz.
Geboren 1956 auf Gran Canaria - in der kleinen Landstadt San Mateo, wo er heute noch lebt -, begann er schon sehr früh mit der Malerei. Bereits 1969 fand seine erste Ausstellung statt.
Paco Juan Déniz ist Schüler des surrealistischen Malers und Dichters Juan Ismael (1907-1981), von Fuerteventura. Er ist Bewunderer von Ives Tanguy, Oscar Domínguez, Hieronymus Bosch und der großen manieristischen Maler der Renaissance wie Pontormo, Monsú Desiderio, Archimboldi, Parmigianino.
In der kanarischen Malerei der Moderne war eine starke Tendenz zu surrealen Bildwelten stets präsent, die mit der großen Surrealistenausstellung in Santa Cruz de Tenerife 1935 einen mächtigen Anschub erlebt hatte. Das Surreale ist seitdem ein fester Bestandteil der kanarischen Kunst - wenn auch nicht immer auf den ersten Blick erkennbar.
Paco Juan Déniz ist einer der wenigen Maler der "reinen" surrealistischen Tradition in der kanarischen Malerei. Seine ironisch-poetische, manchmal auch beunruhigende Ikonographie, die bis zu sarkastisch-politischer Kunst reicht, begleitet seit mehr als 35 Jahren die Geschehnisse seiner Inseln.
In diesem Sinne ist auch das Titelbild des Buches zu lesen. Eine gesichtslose, zirkus-buntgekleidete, perlenbehangene Frau bietet dem Betrachter ein abstruses Objekt an; sieben aus einem Käfig entkommene Kanarienvögel tragen Hauben, die sie nichts sehen, sondern ratlos herumhocken lassen; in die Landschaft ist ein absurdes Gebäude gestellt, um das herum merkwürdige Handlungen geschehen; auf einem Mäuerchen hat der kanarische Bauer seinen traditionellen schwarzen Hut, sein Universalwerkzeug ("el naife" - das große Messer) und die Fahne mit den kanarischen Farben abgelegt und ist gegangen. Es ist ein Bild über den Umbruch der kanarischen Gesellschaft seit der "Eroberung" der Inseln durch den Massentourismus. Tradition und Moderne führen ein groteskes Spektakel auf.

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