Barranco von Tirajana, wo Ansite vermutet wird |
Gran Canaria sollte der härteste Brocken werden, an den sich die kastilischen Eroberer im Jahre 1478 heranwagten. Es war die am dichtesten besiedelte Insel, man schätzt die Urbevölkerung auf wenigstens 12.000 bis 14.000 Menschen, mit einer relativ fortgeschrittenen Kultur im Vergleich zu den anderen Inseln. Die Kanarier bauten schon mit Steinplatten gedeckte Holzhäuser, stellten eine wunderbare bemalte Keramik her und pflanzten auf bewässerten Feldern. Eine effiziente militärische Organisation hatte alle Eroberungsversuche zurückgeschlagen. Politisch war die Insel um diese Zeit in zwei Zonen geteilt, die je von einem Guanarteme, einem König, regiert wurde: die nördliche Hälfte von Tenesor Semidán, die südliche von Doramas, der in Telde seinen Sitz hatte. Möglicherweise sind die spanischen Eroberer Gran Canarias einer portugiesischen Expedition mit gleicher Absicht nur um wenige Tage zuvorgekommen. Am 24. Juni 1478 landete Feldhauptmann Juan Rejón mit 600 altgedienten Soldaten und 30 Reitern am Strand der Halbinsel La Isleta, im Gebiet des heutigen Hafens von Las Palmas. Eine ganze Reihe von ihnen hatten einiges auf dem Kerbholz. Sie waren einer Einkerkerung nur entgangen, weil sie sich freiwillig für die gefährliche Expedition gemeldet hatten. Die gefürchteten Canarios, die dort schon zwei portugiesische Landungen vernichtet hatten, waren weit und breit nicht zu sehen.
Fast fünf Jahre sollte der Krieg dauern ehe sich die letzten freien Canarios ergaben und ihre Bergfestung Ansite verließen, von der man heute nicht mehr genau weiß, wo sie gelegen hat. Ohne es zu ahnen sollte die Eroberung Gran Canarias das Miniaturmodell für die spätere Eroberung Amerikas durch Spanien darstellen.
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