Kanarischer Hirte (Genrebild 19. Jahrhundert) |
Schon vor der endgültigen Niederwerfung der Ureinwohner Gran Canarias (1485) richtete sich die Aufmerksamkeit der allerchristlichen Plünderer und Sklavenjäger auf die beiden noch freien Inseln Teneriffe und La Palma. Besonders letztere wurde mit immer neuen Beutezügen überzogen, über die man heute relativ gut informiert ist, denn für jeden Überfall mussten Steuern und Gebühren an die Krone abgeführt werden, und die Steuerbücher der damaligen Zeit sind erhalten. So sind aus den Jahren 1484, 1485 und 1486 offiziell lizenzierte Raubzüge bekannt, aber es gab noch mehr. Die heimlichen Überfälle mit Steuerhinterziehung werden ebenso viele gewesen sein. Die Insel sollte weichgeklopft werden für den endgültigen Angriff.
Alonso Fernández de Lugo, ehrgeiziger Eroberer von Gran Canaria, schob das Projekt Eroberung von La Palma endgültig an. Zu aller Verwunderung fiel La Palma ohne größeren Widerstand. Anderen Eroberern hatten die Palmeros schwere Kämpfe geliefert; sie waren gefürchtet, denn sogar die Frauen griffen zu den Waffen. Fernández de Lugo konnte mit seiner Truppe von Stamm zu Stamm ziehen, Huldigungen entgegennehmen und Freundschaftsverträge abschließen. Was war geschehen? Eine wichtige Frau von La Palma, die als Gefangene für einige Jahre auf Gran Canaria gelebt hatte und überzeugte Christin geworden war, hatte die Mehrzahl der Clan-Führer der Insel für den neuen Glauben gewinnen können. Sie wollten sich taufen lassen. Nur einer weigerte sich. Durch Verrat wurde auch sein Kanton erobert. Doch ein tolles Geschäft war die Eroberung von La Palma für den Betreiber Fernández de Lugo nicht. Zu wenig Sklaven, die verkauft werden konnten.
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